Deutsche Wirtschaft

Studie: Bei diesen Themen sieht die deutsche Wirtschaft alt aus

Die deutsche Wirtschaft ist im Allgemeinen stark, aber sie hat auch große Schwächen im Vergleich zu anderen wirtschaftlich starken Ländern. Wie groß diese Schwächen sind und wo genau sie liegen, das schauen wir uns heute in diesem Artikel an. 

Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums haben das Institut für Weltwirtschaft in Kiel und McKinsey 2021 eine Studie durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, wie die Wirtschaftsstrategie vom Ministerium umgesetzt werden kann, wo Probleme für Deutschland als Wirtschaftsstandort liegen und wo man eigentlich führend ist. Das Ergebnis ist im Vergleich zu den größten Konkurrenten Deutschlands, namentlich Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen, Tschechien, USA, Kanada, Japan, China, Südkorea und Brasilien ernüchternd.

Deutschland liegt bei 21 Kategorien bei 5 im Bereich schlecht, bei 5 im Bereich gut und bei 2 im Bereich sehr gut.Heute wollen wir uns auf die Punkte konzentrieren, die schlecht sind, also die Punkte, die unbedingt angepasst werden müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dazu gehören die Unternehmensbesteuerung, Arbeitskosten, Technologie, Freundlichkeit, Zugang zu Wagniskapital und die Energiekosten. 

Konkurrierenden Nationen schlafen nicht und der deutsche Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit. Ganz im Gegenteil, man muss die richtigen Rahmenbedingungen vom Staat haben, damit Unternehmen gute Produkte zu attraktiven Preisen verkaufen können –sowohl im als auch im Ausland. Damit entstehen Profite und das führt folglich auch zu mehr Mitarbeiter, die beschäftigt werden. Zwar schneidet Deutschland in keinem Bereich mit sehr schlecht ab. Das sollte aber kein Grund zu Freude sein. Schauen wir uns also die fünf Bereiche an, in denen Deutschland mit schlecht abschneidet etwas genauer an:

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Unternehmenssteuern

Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Steuer- und Abgabensystems hat sich in den vergangenen Jahren tendenziell verschlechtert. Deutschland gehört zu den Ländern mit einer vergleichsweise hohen Steuerbelastung.

Länder wie die USA, Korea, Japan und Kanada sind alle bedeutend günstiger. Handlungsbedarf gibt es insbesondere bei der Unternehmensbesteuerung, die seit 2008 nicht mehr angepasst wurde und im Umfeld weltweit sinkender Unternehmenssteuern ein Wettbewerbsnachteil darstellt. Deutschland liegt unter den Vergleichszahlen mittlerweile auf einem der hinteren Plätze. Die Lösung für dieses Problem könnten gesenkte Steuersätze für Unternehmen sein oder auch bessere Regeln zu den Abschreibungen, um den durchschnittlichen Steuersatz dadurch zu senken.

Unternehmenssteuern in Deutschland

Arbeitskosten

Bei den Arbeitskosten, auch den sogenannten Lohnstückkosten, schaut man sich einfach nur die Arbeitskosten geteilt durch die Arbeitsproduktivität an. Das heißt also, wie viel man ausgibt und wie viel man am Ende pro Arbeitnehmer herauskommt. Je niedriger dieser Wert der Lohnstückkosten ist, umso rentabler ist das Ganze für den Unternehmer.

Und je höher der Wert ist, desto unrentabler wird es und man schaut sich nach anderen Möglichkeiten und Standorten um. Deutschland liegt hier weit hinten und hat nach Großbritannien und Italien die höchsten Kosten.  Der Abstand zu Großbritannien schrumpft allerdings. Das heißt, Deutschland wird langsam aber sicher noch teurer.

Die Konkurrenz in den USA, Japan und Südkorea kann hingegen deutlich günstiger produzieren. Und das, obwohl das Wohlstandsniveau dort vergleichbar zum Deutschen ist. Tatsächlich ist das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland fast auf dem gleichen Niveau wie das von Japan, aber deutlich unter dem der USA.

Um dieses Problem zu lösen, sollten wir allerdings nicht versuchen, in Deutschland möglichst die Kosten zu drücken. Stattdessen sollte der Fokus auf effizientere Prozesse und mehr Digitalisierung liegen, damit die Produktivität erhöht wird. Hier gibt es einen großen Hebel. Und hier spielen aber auch natürlich andere Faktoren rein, wie zum Beispiel die Bürokratie, die natürlich Prozesse in Unternehmen verlangsamt und damit auch die Lohnstückkosten in die Höhe treibt.

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Technologie

Deutschland gibt viel für die Forschung aus und gehört sogar mit zur Weltspitze in diesem Bereich. Hat die USA mittlerweile überholt und steht kurz hinter Japan. Wieso schneidet Deutschland in diesem Bereich also schlecht ab? Weil die deutsche Bevölkerung neuen Technologien nicht so offen gegenüber ist, und das ist ein Hemmnis. Aus zahlreichen Umfragen vom Eurobarometer der EU ist bekannt, dass die Einstellung der Deutschen gegenüber sogenannten Risiko-Technologien wie der Gentechnik im Durchschnitt sehr viel kritischer ist als bei den Ländern.

Auch bei der Einstellung und den Erwartungen gegenüber Digitalisierung und Automatisierung zeigt sich ein ähnliches Bild, bei dem Deutschland trotz hoher Investitionen in diesem eine Bevölkerung hat, die diesen eher negativ gegenüber eingestellt ist. Aber insbesondere gegenüber Ländern wie Japan und Südkorea im internationalen Vergleich.

So eine Einstellung wie in Japan und Südkorea birgt natürlich auch Risiken, aber eben auch enorme Chancen, in diesen Bereichen führend zu werden und zum Beispiel Tests vor Ort für neue Technologien in der Praxis einfacher durchführen zu können. Diese Einstellung eher in Richtung Japan und Südkorea zu entwickeln, scheint mir aktuell im Vergleich zu den anderen Problemstellungen doch am schwierigsten. Aber vielleicht ist es deswegen gerade notwendig, hier anzusetzen.

Zugang zum Wagniskapital

Beim Wagniskapital handelt es sich um Kapital, das Start-ups zur Verfügung gestellt wird, damit sie ihr Unternehmen aufbauen. Und diesem Feld befindet sich Deutschland im Mittelfeld. Und liegt sogar weit vor Ländern, wie Japan, China und Korea. Aber nicht nur der Zugang ist wichtig, sondern auch, wie viel Geld man am Ende bekommen kann.

Und da ist Deutschland leider richtig schlecht. Mit 1 Prozent liegen wir deutlich unter dem Median, also dem Mittelwert und ganz klar hinter Großbritannien und den USA, die fast den fünffachen Wert bieten. Wer in den USA ein Start-up gründet bzw. finanziert, der findet einfacher Geld.

Und das ist natürlich ein großer Nachteil. Das bekannteste Beispiel dafür ist vielleicht Biontech, die ihren Börsengang nicht in Deutschland gemacht haben, sondern in den USA und damit wahrscheinlich sehr viel mehr Geld einsammeln konnten, um wichtige Entwicklungen wie den Corona Impfstoff voranzutreiben.

Dieses Problem anzugehen ist gar nicht so einfach, denn dafür bräuchte es ja ähnlich wie bei der Technologie eine Veränderung in der Beurteilung von jungen Technologien und jungen Unternehmen und natürlich auch den politischen Willen am Ende des Tages.

Energiekosten

Jeder von euch wird in den vergangenen Jahren gemerkt haben, wie diese Kosten pro Kilowattstunde steigen und steigen. Und das ist nicht nur bei Privatleuten so, sondern auch bei der Industrie. Haupttreiber dafür ist die erneuerbare Energieumlage. Und diese hohen Kosten sind in letzter Zeit ziemlich schnell gestiegen.

Und das ist natürlich für Deutschland im internationalen Wettbewerb nachteilig. Deutschland hat nach Italien und Japan die höchsten Strompreise in der Industrie und somit auch den größten Unterschied zwischen Brutto und Netto. Der Weg, den Deutschland einschlägt, scheint also ein außergewöhnlicher zu sein, der bisher vor allem sehr teuer ist im internationalen Vergleich. Aber nicht nur die Preise entwickeln sich nachteilig und sind mit die höchsten in ganz Europa, sondern auch die Infrastruktur selbst wird schlechter.

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Fazit: Die deutsche Wirtschaft hat Potenzial nach oben

Es ist sinnvoll, die eigenen Schwächen zu kennen und diese als Erstes zu beseitigen, bevor man sich auf den Lorbeeren ausruht bzw. sich diese anschaut. Besonders im Bereich Steuern und Abgaben ist Deutschland stark unterdurchschnittlich. Es wäre wirklich fatal, wenn die nächste Regierung diese Probleme nicht angeht und wir zum Beispiel bei der Unternehmensbesteuerung und der Bürokratie nicht einen anderen Weg gehen als jetzt und die internationalen Entwicklungen einfach ignorieren würden. Denn wie am Anfang dieses Artikels erwähnt: Der Wohlstand in Deutschland ist nicht garantiert, sondern muss immer wieder durch die richtigen Rahmenbedingungen neu erarbeitet werden.

Über unseren Autor

Aleks Bleck ist das Gesicht von Northern Finance und war schon mit 18 Jahren Aktionär, Kreditgeber und ETF-Investor. Sein Fokus liegt dabei auf P2P-Krediten und passiven ETFs. Aleks hat Northern Finance 2017 während seines BWL-Studiums in Lüneburg gegründet.

Den YouTube-Kanal baute er neben seiner Haupttätigkeit im Investment- und Corporate Banking auf, bevor er sich dann letztendlich Vollzeit auf Northern Finance fokussierte.

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