Immo-Krise, Überregulierung, Schulden - Sind Investitionen in China sinnvoll?

Immo-Krise und Überregulierung: In China investieren sinnvoll?

In China häufen sich die Probleme für Anleger an allen Ecken und Enden. Die größten Immobilienentwickler stehen vor der Pleite und die Regierung greift immer tiefer in die Wirtschaft ein. Lohnt sich im Jahr 2022 dennoch ein Investment in China? Die Antworten darauf gibt es im heutigen Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Welche wirtschaftlichen Einschränkungen verhängt die chinesische Regierung aktuell und warum?
  • Lohnt sich ein China-Investment überhaupt noch?
  • Und wie genau sieht meine eigene China-Strategie aus?

Der chinesische Immobiliensektor sieht rot.

Der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler „Evergrande“ sieht derzeit rot. Das Unternehmen steht immer wieder knapp vor der Pleite und kommt seinen Zahlungen kaum noch nach. Grund dafür ist ein enormer Schuldenberg, der sich über die Zeit angehäuft hat und mittlerweile eine Höhe von 300 Mrd. Dollar beträgt. 

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Das ist nebenbei in etwa so viel wie der gesamte deutsche Staatshaushalt vor der Corona-Krise im Jahr 2019.

Diese wirtschaftliche Misere spiegelt sich auch an den Aktienmärkten wider. So hat die Evergrande Aktie von Januar 2020 bis Januar 2021 satte 88 % an Wert verloren, wie die nachstehende Grafik verbildlicht.

Der Abstieg von Evergrande hat nicht nur große wirtschaftliche Folgen für das Unternehmen selbst. Nein, auch die Wirtschaft Chinas ist dadurch massiv betroffen. Denn tatsächlich beruht ein Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung Chinas auf dem Immobiliensektor. Und als zweitgrößter Immobilienentwickler beeinflusst Evergrande diesen Sektor enorm.

Sollte es nun zu einer unkontrollierten Pleite kommen und dadurch die wirtschaftliche Erholung 2022 deutlich kleiner ausfallen, kommt es nicht nur in China selbst, sondern in der gesamten Weltwirtschaft zu einem großen Problem.

Nicht nur für Evergrande sieht es derzeit düster aus. Auch die für gesund gehaltene Konkurrenz blickt immer größeren finanziellen Problemen entgegen – mitunter die Shimao Group.

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Dabei nimmt die kommunistische Partei Chinas ihre Pläne zur Eindämmung der Schulden im Immobilienmarkt wieder teilweise zurück, obwohl diese die Krise weitgehend angetrieben haben. 

Aus für US-Börsengänge aus China

Die chinesische Regierung greift nicht nur in den Immobiliensektor ein, sondern auch an vielen weiteren Stellen der Wirtschaft. So untersagt die Regierung nun unter anderem neue Börsengänge von chinesischen Firmen in den USA. Somit werden in den USA gelistete chinesische Unternehmen stellenweise dazu gezwungen, wieder auf chinesisches Territorium zu ziehen.

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Doch warum beschneidet die chinesische Regierung ihre Unternehmen dermaßen stark? Eine plausible Antwort lautet: Kontrolle. Denn mit einer Einschränkung der Handlungsfähigkeit, verhindert China die Unabhängigkeit ihrer Unternehmen, die durch amerikanisches Geld nach und nach gewährt wäre. Finanzierungen müssen also in der heimischen Währung stattfinden.

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Einschränkungen für chinesische Minderjährige

Nicht nur chinesische Unternehmen werden von der Regierung in ihren Freiheiten eingeschränkt, auch unter 18-Jährige treffen auf Maßnahmen, die für viele sicherlich nicht erfreulich sind. 

So wurde von der Regierung beschlossen, dass Minderjährige ab sofort Videospiele nur noch am Wochenende spielen dürfen und das eine Stunde pro Tag. Das bedeutet, die Spielzeit ist auf drei Stunden in der Woche beschränkt, was übrigens auch für Handyspiele gilt. Der Grund dafür sei laut kommunistischer Partei der Schutz der Jugend vor Sucht. Diese bezeichnet Videospiele als „elektronische Droge“ oder auch „geistiges Opium“. 

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Doch egal, wie die Begründung dafür lautet, die chinesische Gaming-Industrie leidet unter dieser Regulierung erheblich, denn nicht nur auf kurze, sondern auch auf lange Frist wird der Gaming-Markt deutlich kleiner werden. 

Unternehmen, die dennoch in diesem Markt agieren möchten, müssen eine Lizenz für ihre Produkte beantragen. Diese Lizenz wurde allerdings seit Juli 2021 kurzerhand nicht mehr vergeben. An kein einziges Unternehmen. 

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Die Folge: mehr als 14.000 Firmen mussten aufgrund der eingestellten Lizenzvergabe für neue Spiele dichtmachen. 

Chinas Schulden

Während der Corona-Pandemie haben sich sämtliche Staaten auf der gesamten Welt verschuldet. Wann und ob diese Schuldlast jemals wieder beglichen werden kann, bleibt eine bis dato ungelöste Frage. Dennoch ist der Schuldenberg Chinas bereits vor Pandemiebeginn immer weiter gewachsen. Denn der Staat hat sich bereits seit mehreren Jahren vermehrt auf Kredite verlassen – und das deutlich stärker als der Westen. 

Ein genauerer Blick auf die Schulden-Entwicklung Chinas zeigt allerdings, dass die Schuldlast vor allem von Unternehmen stammt und weniger vom Staat selbst oder den privaten Haushalten, weitaus stärker als in der Eurozone und den USA.

Wieso sind gerade in China die Schulden auf heimische Unternehmen zurückzuführen? Um diese Frage zu beantworten, muss man wissen, dass sich viele Unternehmen – auch wenn sie als solche gelten – in staatlicher Hand befinden. 

Angenommen diese müssen nun Kredite für z.B. den Bau einer städtischen U-Bahn aufnehmen, so gilt dieser Kredit nicht als staatliche Schuld, sondern als Unternehmensschuld.

Die hohen Schulden Chinas führen in weiterer Folge dazu, dass der volkswirtschaftliche Vorteil, den China vor 10 Jahren noch hatte, nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Dieser Vorteil hat sich somit egalisiert. 

Lohnt sich ein China-Investment trotz all dieser Hürden und Hindernisse dennoch? Beleuchten wir die Frage einmal etwas genauer. 

Lohnt sich ein China-Investment noch?

Unter den oben genannten Faktoren hat China im Vergleich zu den USA in den vergangenen 12 Monaten deutlich schlechter abgeschnitten. So hat auch der S&P 500 – der die 500 größten US-Unternehmen abbildet – vergangenes Jahr 22 % dazugewonnen. 

Der S&P China 500 hingegen hat im selben Zeitraum 7 % verloren.  

Anleger, die in ETFs mit hohem China-Anteil investiert haben, konnten 2021 nur magere Renditen einfahren. Ein ETF mit hohem China-Anteil ist der MSCI Emerging Markets mit 32 %. Der MSCI World, bei dem die USA den größten Anteil ausmachen, bescherte Investoren Renditen von 16 %. Dass China aus diesem Grund seine protektionistische Strategie im kommenden Jahr ablegt, bleibt bedenklich.

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Deshalb sind Investitionen in China sinnvoll

Auch, wenn die derzeitige wirtschaftliche Lage in China eher trüb erscheint, so bin ich der festen Überzeugung, dass die Großmacht früher oder später wieder einen Boom erleben wird, ähnlich wie in den 80ern.

Und da ich gewiss bin, dass China wieder an den Punkt gelangen wird, an dem Überrenditen erzielt werden, investiere ich bereits heute in den Markt. Denn sollte China bis 2050 auch nur 50 % der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung der USA erreichen, so wäre die gesamte Wirtschaftsleistung doppelt so hoch wie die der USA. Eine langfristige Wette also.

Wann der Zeitpunkt eintreffen wird, an dem China die USA überholt, kann niemand sagen. Daher lege ich lieber früher als zu spät mein Geld in China an. Denn der Tag wird kommen, an dem der Schauplatz der Finanzwelt in Shenzhen stattfindet und nicht in Nashville, in Shanghai und nicht New York.

Wenn mein Plan aufgeht und ich es tatsächlich schaffe, dieses Jahr 50.000 € zu investieren, davon 80 % in ETFs, dann wären das bei meiner aktuellen Aufstellung 20.000 €, die in Emerging Markets flössen. Dabei gingen 6.400 € direkt in China. Zu den aktuell niedrigen Kursen ein Investment, das mir hoffentlich hohe Renditen einbringt. Die Zukunft wird es zeigen.

Über unseren Autor

Aleks Bleck ist das Gesicht von Northern Finance und war schon mit 18 Jahren Aktionär, Kreditgeber und ETF-Investor. Sein Fokus liegt dabei auf P2P-Krediten und passiven ETFs. Aleks hat Northern Finance 2017 während seines BWL-Studiums in Lüneburg gegründet.

Den YouTube-Kanal baute er neben seiner Haupttätigkeit im Investment- und Corporate Banking auf, bevor er sich dann letztendlich Vollzeit auf Northern Finance fokussierte.

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