Für ein Interview zu den Folgen der Corona Krise für unsere Wirtschaft konnte ich im Oktober 2020 Dr. Daniel Stelter gewinnen. Er zählt zu den bekanntesten Ökonomen und Strategieberatern des Landes und ist Autor des Buchs “Coronomics: Nach dem Corona-Schock Neustart aus der Krise”. 

Im ersten Teil unseres Interviews konnten wir bereits viele wichtige Fragen zur globalen Pandemie und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen klären. Im zweiten Abschnitt wollen uns nun genauer anschauen, 

In diesem Beitrag findest du die wichtigsten Punkte des Wirtschaftsexperten aus unserem Interview im Überblick. Wenn du an weiteren Informationen und Analysen interessiert bist, solltest du außerdem einen Blick in unser Forum für Privatkredite werfen. 

Dort kannst du dich mit anderen Anlegern zu diesen und weiteren Finanzthemen austauschen. Auf diese Weise findest du topaktuelle News und die besten Tipps und Tricks für dein Investment. 

Herr Dr. Stelter, wie schätzen Sie die Lage für aufstrebende Nationen wie Indien, die Philippinen, Südafrika, Vietnam und China ein?

Dr. Stelter: Die Covid-Krise hat eine Beschleunigung eines länger bestehenden Trends bewirkt, nämlich einer De-Globalisierung. So wird sich etwa der amerikanische Protektionismus eines Donald Trump auch unter seinem Nachfolger fortsetzen. 

Unter dem Deckmantel der globalen Erwärmung wird man durch Maßnahmen wie CO2-Steuern Ähnliches auch in Europa versuchen. Denn es ist tatsächlich schwachsinnig, um des Profits willen Waren um die ganze Welt zu schiffen, wenn auch eine lokale Fertigung möglich wäre. 

Hinzu kommt, dass die Covid-Krise für viele Unternehmen eine Zerstörung der eigenen Wertschöpfungsketten bewirkt hat. Hier haben wir gesehen, wie gefährlich es sein kann, wenn plötzlich wichtige Teile nicht mehr verfügbar sind. Auch dies wird die De-Globalisierung weiter vorantreiben.  

Viele Schwellenländer haben in den letzten Jahren massiv von der Globalisierung profitiert. Denn zahlreiche Menschen haben erstmals am Welthandel teilgenommen und damit ihren Weg aus der Armut gefunden. 

Der neue Trend zur lokalen Produktion wird die erwähnten Länder, die angefangen haben, sich als Exportwirtschaften zu positionieren, besonders hart treffen. Südafrika hingegen wird wegen der Rohstoffe leiden und China würde ich in der Liste eher außen vor lassen. 

Corona ist dabei nicht die Ursache für diese Entwicklungen; die Pandemie wird lediglich als Vorwand genutzt, um mehr Protektionismus zu betreiben. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir machen sollten. Wenn wir der Welt helfen wollten, sollten wir offener sein und nicht geschlossener!

Sie haben die Strukturbrüche in der Deutschen Wirtschaft eben angesprochen. Welche Auswirkungen könnten diese für den hier arbeitenden Durchschnittsmenschen haben?

Dr. Stelter: Ich habe es sowohl in “Coronomics” als auch in meinem Buch von 2018 “Das Märchen vom reichen Land” bereits erwähnt: Ich bin der Auffassung, das wir die guten letzten Jahre nicht genutzt haben. 

Unsere deutschen Industrien, wie Chemie, Maschinen-, Anlagen- und Automobilbau… stammen überwiegend noch aus der Zeit des Kaiserreichs. Das kann man durchaus positiv sehen: Wir haben es geschafft, diese Branchen bis heute weiterzuentwickeln. 

Gleichzeitig haben wir aktuell aber auch eine Strukturkrise besonders im Fahrzeugbau. Der schnelle Umstieg auf Elektroautos kann inhaltlich diskutiert werden, ist aber bereits in vollem Gange. Und ob unsere deutschen Autobauer diesen überleben werden ist nicht sicher. 

Wenn wir aber einmal davon ausgehen, dass dieser Wechsel gelingt, haben wir dennoch im Anschluss deutlich weniger Arbeitsplätze in diesem Bereich. Und zwar schon allein deshalb, weil Elektroautos wesentlich weniger kompliziert sind. 

Wenn Sie nun auch noch die relevanten Studien zur globalen Erwärmung lesen, sehen Sie, dass der europäische Automobilmarkt in Zukunft auch nur noch halb so groß sein sollte wie heute. Denn Menschen, die zum Beispiel in der Stadt leben, sollten idealerweise gar kein Auto mehr besitzen. 

Zusätzlich werden die Fahrzeuge auch noch viel kleiner und dadurch wirtschaftlich weniger gewinnbringend. Insgesamt halte ich es daher für Zweifelhaft, ob die deutsche Autoindustrie hier langfristig erfolgreich bleiben kann. 

Mit einem Niedergang verbunden ist dann der Wegfall von über 1 Million sehr gut bezahlten Arbeitsplätzen. Dieser Effekt würde auf die gesamte Wirtschaft ausstrahlen und Familien, Angestellte und Co. hart treffen. 

Sie hatten in Ihrem Buch ein “künstliches Koma” als Zeit, in der nichts passiert, also beispielsweise keine Zinsen gezahlt werden müssen ins Gespräch gebracht. Könnten Sie sich dieses Szenario auch heute noch vorstellen?

Dr. Stelter: Das künstliche Koma würde heute leider nicht mehr funktionieren, aber ich erkläre es gerne trotzdem noch einmal: Die grundlegende Idee war gedanklich so zu tun, als gäbe es ein gesamtes Quartal überhaupt nicht. 

Wir hätten in diesem Zeitraum keine Miete, Gehälter, Zinsen… gezahlt, sondern so getan, als wären diese 3 Monate niemals passiert. Dabei handelt es sich, zugegebenermaßen, um ein recht aggressives Szenario – möglich gewesen wäre es zum damaligen Zeitpunkt jedoch. 

Die Ableitung, die hinter dieser Idee steht, würde aber auch heute noch gut funktionieren: Das Finanzamt, das unser aller Einnahmen ja bestens kennt, würde uns eine Ausfallzahlung für diesen Zeitraum erstatten. 

Solange wir im Folgejahr in diesem Zeitraum die gleichen Umsätze oder weniger erwirtschaften, dürfen wir diese Zahlung behalten. Machen wir hingegen mehr Gewinn, müssen wir den Betrag zurückzahlen. 

Da dies über das Finanzamt abgewickelt würde, wäre das Betrugspotenzial gering. Und alle Personen, die diese Zahlung nicht wollen oder benötigen, hätten sie innerhalb von zum Beispiel 4 Wochen mit einem kleinen Skonto zurückzahlen können. 

Durch die eventuelle Rückzahlung hätten wir dann auch ganz genau gewusst, wer keine Hilfen benötigt. Mit dieser Variante hätten wir viele Probleme vermeiden können, die durch die aktuelle Vorgehensweise entstanden sind. 

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Die schlechteste Variante ist hingegen die Art, wie man der Lufthansa geholfen hat: 

Denn hier ist der Staat nun beteiligt und es treffen unterschiedliche Ziele aufeinander: Klimaschutz, Arbeitsplatzschutz und gleichzeitig die Profitabsicht des Unternehmens. Ein Konkurs der Lufthansa mit eigener Abwicklung und Neuorientierung wäre hier viel Zielführender gewesen!

Ich befürchte, dass sich dieser Interventionismus der Politik auch nach der Covid-Krise weitergehen wird. Die Wirtschaft funktioniert aber nicht dank Politikern, die sich als ihre Retter aufspielen, sondern dank Privatleuten und Unternehmern wie uns. 

Sie haben im heutigen Gespräch auch einige eher düstere Szenarien aufgezeigt. Ich selbst, das ist kein Geheimnis, investiere hauptsächlich in ETFs sowie im deutlich kleineren Umfang auch in P2P-Kredite. Wie lege Sie selbst im Angesicht dieser Probleme Ihr Geld an?

Dr. Stelter: Das beste Investment ist immer in die eigene Qualifikation sowie die unserer Kinder. Gerade dieses Thema wird in Deutschland zunehmend privatisiert, ganz einfach, weil die öffentlichen Schulen immer schlechter werden. 

Wenn Sie nun, wie Sie selbst gesagt haben, stark in ETFs anlegen, haben Sie bereits den wichtigen Vorteil günstiger Gebühren. Denn diese Finanzprodukte haben bekanntermaßen deutlich geringere Kosten als aktiv gemanagte Fonds. 

Ich hoffe außerdem, dass Sie nicht zu den Anlegern gehören, die aktiv handeln, denn dies führt oft dazu, dass die tatsächliche Rendite sogar unter der des eigentlichen ETFs bleibt. Denn dann würden Sie voll zu meinem Grundsatz passen: “Wenig handeln, stabiles Portfolio!”

Ganz konkret investiere ich dabei in 4 Säulen: 

  1. Liquidität/Anleihen (Anleihen vor allem dann, wenn ich der Bank “nicht traue”)
  2. Aktien, global diversifiziert, wobei ich einen größeren Teil auf die asiatischen Märkte setze, als dies bei entsprechenden Finanzprodukten (Weltweite ETFs) der Fall ist
  3. Immobilien, die ich mit der Hilfe von REITs ebenfalls möglichst global abbilde 
  4. Gold, bzw. Rohstoffe, da letztere in der Zukunft durch den Kampf gegen die globale Erwärmung durchaus attraktiver werden könnten. 

Zusätzlich bin ich von Zeit zu Zeit im Optionshandel aktiv – das allerdings eher als “Spielerei” und um ein Zusatzeinkommen zu generieren. Da in 80% der Fälle derjenige, der eine Option verkauft den Gewinn macht, versuche ich natürlich, genau diese Person zu sein.

Herr Dr. Stelter, vielen Dank für diesen Einblick in die volkswirtschaftliche Situation und natürlich auch in ihre eigene Finanzstrategie!

Wenn du den Tipps des erfolgreichen Ökonomen Dr. Daniel Stelter folgen willst und ebenfalls in Aktien investieren möchtest, brauchst du natürlich einen guten Broker an deiner Seite. Da die Unterschiede hier enorm sind, haben wir die besten Kandidaten für dich in unserem Beitrag “Günstiger kaufen und verkaufen – Depotvergleich 2021” für dich verglichen.

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Bewertung der Lage nach dem Corona-Schock

Seit der Veröffentlichung Ihres Buches “Coronomics”, in dem Sie verschiedene Vorhersagen gemacht haben, sind nun einige Monate vergangen. Wie bewerten Sie die Lage aktuell?

Dr. Stelter: Einige der Dinge, die ich vorhergesagt habe, sind tatsächlich eingetreten – allerdings mit noch höherem Tempo, als ich es vorausgesagt habe. Insbesondere, wenn ich an Europa und die aktuelle Bereitschaft zu einer Transfer- und Schuldenunion denke, zeigt sich, dass diese Entwicklungen noch schneller eingetreten sind, als ich das erwartet habe. 

Auch eine Intervention der Notenbanken habe ich prophezeit, allerdings nicht in der radikalen Form, wie diese letztlich eintrat. Insofern kamen diese Punkte insgesamt so wie von mir vorausgesagt – nur noch stärker. 

Was tatsächlich besser verlief als ich dachte war die Geschwindigkeit, mit der sich die Wirtschaft vom ersten Schock erholt hat. Hier war ich deutlich skeptischer und bin von einem tiefen Einbruch mit einer anschließenden, langsamen Erholung ausgegangen. 

Aktuell sieht es hingegen nach einem tiefen Einbruch und einer schnelleren Rückkehr aus. Allerdings spricht mittlerweile auch wieder einiges für die Theorie der langsamen Erholung: Eine zweite Welle könnte unter Umständen auf uns zukommen und wir sehen, dass der erste Schock doch sehr tief sitzt. 

Der Staat hat zwar Geld in die Taschen seiner Bürger gebracht, aber ob dieses auch ausgegeben wird? Ich denke da sind wir aktuell noch mitten im Bilanz-ziehen und werden die Effekte für die Wirtschaft erst noch abwarten müssen. 

Aktuell erleben wir die Mehrwertsteuersenkung als umstrittenes Instrument gegen die Krise. Welche volkswirtschaftlichen Eingriffe könnten jetzt noch sinnvoll sein?

Dr. Stelter: Auch bei der Mehrwertsteuersenkung war ich in meinem Buch skeptisch, bin in meiner Meinung hierzu zwischenzeitlich aber etwas ins Schwanken gekommen. Eine Steuersenkung kann bei großen Anschaffungen eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel, wenn es um den Kauf eines Autos oder Baumaßnahmen geht.

Von solchen Fällen einmal abgesehen ist eine Steuersenkung aber nicht das richtige Instrument. Befristete Konsumgutscheine wären für die Bundesbürger besser und zweifellos nachfragewirksam gewesen. Durch Kurzarbeit und andere Maßnahmen ist der Konsum aber dennoch weitgehend stabilisiert worden. 

Was mir Sorge macht, ist die Art, wie wir Unternehmen geholfen haben: Als Selbstständiger, der auch weiterhin seine Miete und Co. zahlen muss, hätte man wahrscheinlich nicht genug erhalten. Damit haben wir persönliches Unternehmertum in dieser Krise durchaus benachteiligt. 

Ein anderes Thema sind die Kredite, die Unternehmer in der Krise aufgenommen haben. Sie werden in der nächsten Zeit mit dem Zurückzahlen beschäftigt sein und keine Mittel für Investitionen, Innovation oder ein besseres Bezahlen der Mitarbeiter übrig haben. 

Das halte ich für großen Fehler, denn wir dürfen nicht vergessen, dass diese Krise nicht – wie zum Beispiel die Finanzkrise – die Schuld der Wirtschaft ist. Es handelte sich um einen externen Schock, dessen Lasten nun recht ungleichmäßig verteilt werden!

Welche Auswirkungen hat das ganze kurz- und mittelfristig auf Privatanleger?

Dr. Stelter: Dass die Börsen schon im März wieder so stark nach oben gehen, hätte ich damals nicht erwartet. Typisch Ökonom kann ich es aber im Nachhinein erklären: Wir haben die Märkte einfach mit hoher Liquidität versorgt. 

Das Coronavirus hat aber eine kranke Wirtschaft getroffen. Schon seit der Finanzkrise hatten wir nur schlechte Wachstumsraten. Auch in Deutschland blieben wir unter dem “Trendwachstum”, dass wir vor der Finanzkrise vorweisen konnten. 

Zur gleichen Zeit hatten wir eine extrem aggressive Politik der Notenbanken, die zwar die Realmärkte nicht wirklich erreichten, aber auf die Finanzmärkte große Auswirkungen hatten. Dies führte zu einer richtig gehenden “Schuldenorgie”. 

So hatten wir vor allem in den USA zum Beispiel etliche Unternehmen, die sich Geld geliehen und damit ihre eigenen Aktien zurückgekauft haben. Wir wissen heute, dass Unternehmen die größten Wertpapierkäufer des vergangenen Jahres waren. Das hat den Aktienmarkt deutlich gestützt. 

Gleichzeitig hat dieses Vorgehen aber die jeweiligen Bilanzen deutlich verschlechtert. Schon vor Covid waren fast 50 % der Anleihen nur noch BBB, also gerade noch “Investment-Grade” – und auch damals, vor der Krise, war klar, dass viele Unternehmen schon das eine Überbewertung war. 

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Schon zu diesem Zeitpunkt war die Sorge: Was passiert, wenn diese knapp-BBB-Unternehmen weiter abrutschen? Denn viele Investoren können nicht in Firmen investieren, die kein Investment-Grade besitzen und müssten in diesem Fall ihre Anteile verkaufen.

Die große Sorge ist, dass wir dann einen enormen Angebotsdruck am Anleihen-Markt spüren. Die Folge wären fallende Kurse, steigende Zinsen, Re-Finanzierungsprobleme usw. Diese Probleme standen schon vor Covid im Raum! Ebenso waren die Probleme am US-Amerikanischen Geldmarkt schon im vergangenen Jahr bekannt. 

Die aktuelle Krise und die Corona-Rezension trifft nun Personen mit hohen Schulden sehr stark. Aufgrund dieser großen Sorgen haben die Notenbanken massiv interveniert. Die amerikanische FED kaufte etwa “Junk-Bonds”, was vereinfacht so viel heißt wie: Wir retten jeden, egal, ob er es verdient oder nicht. 

Dies beflügelte den Finanzmarkt, was allerdings nur geringe Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat. Wir kaufen damit lediglich Zeit, denn die Unternehmen sind nach wie vor hoch verschuldet, wir haben viele “Zombiefirmen”, die zwar Zinsen zahlen aber nicht investieren können…

Die große Frage ist nun, was passieren wird, wenn diese erkaufte Zeit abgelaufen ist. Meine Prophezeiung ist eine lange Phase des Vermögenserhalts, in der wir keine großen Kapitalgewinne sehen werden. Auch, wenn ich mich irren sollte: wir sehen in jedem Fall schwierigen Zeiten entgegen. 

Könnte ein Markt, in dem die Notenbanken weiterhin Junk-Bonds aufkaufen, auch in den kommenden Jahren noch laufen?

Dr. Stelter: Ja! Wenn die Notenbanken alles kaufen und sagen: “wir verhindern jede Art von Finanzkrise, weil wir Angst haben, dass sich eine solche auf die Realwirtschaft auswirken könnte”, sind wir in einer Welt gefangen, in der wir das Problem zu hoher Schulden nur durch noch höhere Schulden bekämpfen können. 

Das setzt dann voraus, dass die Kreditvergabe-Standards tief und das Geld “billig” bleibt… also die Notenbanken die aktuelle Politik fortsetzen. Neu ist allerdings, dass die Notenbanken nun keine Skrupel mehr haben, Staaten direkt zu finanzieren. 

So hat etwa die Bank of England den Umweg über Privatbanken längst aufgegeben und finanziert das vereinigte Königreich nun ganz direkt. Das muss jedoch keineswegs eine Inflation zur Folge haben – Japan, wo die Notenbank 50 % der Staatsanleihen hält, ist dafür ein gutes Beispiel. 

In der nahen Zukunft haben auch wir das Bekämpfen des Klimawandels vor uns. Gleichzeitig haben wir jedoch den glauben daran, dass die Politik dieses Problem beheben kann, verloren. Die Notenbanken finanzieren dennoch Staaten, die den Klimawandel beheben sollen. 

Dies führt zu vielen Maßnahmen, die eine Entwertung unserer Assets bedeuten: Unsere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden in einigen Jahren genauso verboten werden wie unsere Ölheizungen. Wir werden somit gezwungen, Neuanschaffungen zu tätigen. 

Der Staat wird hierzu die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. Gleichzeitig geht aber auch der Anteil der Erwerbstätigen in der Bevölkerung immer weiter zurück. Ich halte daher ein Szenario mit hoher Inflation als Folge für sehr wahrscheinlich. 

Erfahre im zweiten Teil unserer Interviews mit Dr. Stelter, wie die Lage für Schwellenländer aussieht, welche Maßnahmen jetzt Helfen würden und wie einer der bekanntesten Ökonomen des Landes jetzt investiert!