Die Unterscheidung zwischen Entwicklungsländern und Industrienationen und die Frage, wer in welche Kategorie fällt, ist für die Finanzmärkte wichtig und hat weitreichenden Folgen. Wann China zur ersten Welt gezählt wird, ist daher für viele Investoren hochinteressant. Grund genug, uns diesem Thema heute einmal genauer zu widmen. 

Wenn du an solchen Analysen interessiert bist oder einfach wissen möchtest, wie du dein Geld am besten anlegst, solltest du außerdem einen Blick in unser kostenloses Forum für Privatkredite werfen. Dort kannst du dich mit anderen Investoren austauschen und dich immer auf den neuesten Stand bringen. 

Warum ist China nicht MSCI World vertreten?

Der MSCI World ist der wahrscheinlich bekannteste Aktienindex der Welt. Er bietet Anlegern die Wertpapiere von 1.500 verschiedenen Unternehmen aus 23 Industrienationen – darunter einige der bekanntesten Namen unseres Alltags. 

Denn hier sind Apple, Amazon, Microsoft und viele weitere Schwergewichte vertreten. Was auffällig ist: zwei Drittel der Firmen stammen aus den USA, und das, obwohl doch China seit einiger Zeit die größte Volkswirtschaft bildet!

Während der Ausschluss so mancher aufstrebender Länder aus dieser Liste weitgehend nachvollziehbar ist, fordern viele Investoren schon lange eine Aufnahme Chinas. Wieso dieser Schritt bisher nicht vorgenommen wurde, was die Konsequenzen daraus wären und was es bis dahin noch braucht, schauen wir uns jetzt genauer an.

China nicht MSCI World vertreten

Ein (erster) großer Schritt

Bei diesen Aktien handelt es sich um spezielle Wertpapiere, die nur an den Börsen in Shenzhen und Shanghai gehandelt werden können. Das ist dennoch ein deutlicher Fortschritt gegenüber der ursprünglichen Situation, denn der Zugang zu chinesischen Unternehmen war schon immer sehr schwierig oder gar unmöglich. 

Hierdurch wurde der gigantische Aktienmarkt der größten Volkswirtschaft mit einem Mal zugänglich. Unglaubliche 8,9 Billionen Dollar ist dieser Wert! Zum Vergleich: Der gesamte europäische Markt liegt bei etwa 9,3 Billionen.

China nicht MSCI World vertreten

Die Marktgröße der A-Shares beläuft sich auf gigantische 8,9 Billionen Dollar

Die Öffnung wurde (und wird) dabei nicht schlagartig durchgeführt, sondern läuft Stück-für-Stück ab. Mit der Ankündigung dieser A-Shares begannen auch die großen Indices-Anbieter, Finanzprodukte zu China anzubieten.

Viele Investoren sehen diese Entwicklung als Signal, dass die Volksrepublik bald in den Kreis der MSCI World Nationen aufgenommen wird. Das wäre ein großer Schritt so kurz nach der erstmaligen Verfügbarkeit in den Emerging Market Indices über die Börse in Hongkong (die übrigens immer noch Teil des Zugangs zum chinesischen Markt ist) vor einigen Monaten! 

China im MSCI World: So stehen die Chancen

Ob ein Land in den MSCI World oder andere Welt-Indices großer Anbieter aufgenommen wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Denn hier werden viele unterschiedliche Punkte geprüft – nicht nur die Größe. 

Dazu zählen auch die Aktionärsrechte im Land, um zum Beispiel Minderheitsbeteiligungen oder das Shorten von Aktien zu ermöglichen. In dieser Hinsicht sieht es in China noch recht düster aus, aber die Hoffnung auf weitere Öffnung besteht. 

In der jüngeren Zeit wurden diese Chancen jedoch vor allem durch die US-Amerikanische Politik torpediert. Denn die Regierung in Washington hat die großen Index-Ersteller aufgefordert, verschiedene chinesische Firmen nicht mehr aufzuführen. 

Dazu zählen vor allem solche Unternehmen, die direkt oder indirekt mit dem chinesischen Militär in Verbindung stehen. Auch andere Firmen, zum Beispiel im Bereich Telekommunikation, werden zusehends vom internationalen Markt vertrieben.

Die US-Amerikanische Außenpolitik schlug unter Trump einen anti-chinesischen Kurs ein

Die Funktionsweise war dabei stets gleich: Durch Präsident Trump und seine Anti-China-Politik wurde ein Drohszenario gegenüber der Wall Street aufgebaut. Sollten Finanzdienstleister weiterhin mit den in Ungnade gefallenen chinesischen Firmen kooperieren, drohen Konsequenzen. 

Strukturelle Erfordernisse

Schauen wir uns als nächstes genauer an, welche strukturellen Rahmenbedingungen China erfüllen müsste, um zu den Industrienationen zu zählen – und wo man aktuell steht. Dafür nutzen wir Informationen von FTSE, die zu den Konkurrenten von MSCI gehören. 

Mit dem FTSE Developed World hat man nämlich ein fast genau gleiches Produkt im Angebot. Auf der dazugehören Webseite finden wir Daten zur aktuellen Einstufung:

FTSE Developed World

Bis zur Kategorie “Developed Country” hat China (dritte Spalte, Platz 2) noch einen weiten Weg vor sich

Hier ist China unter den “Secondary Emerging” Nationen zu finden, also noch weit vom Status als Industrienation entfernt. Denn zuerst müsste der Aufstieg in die Kategorie “Advanced Emerging” erfolgen, wo Länder wie Brasilien, Mexiko, Griechenland oder Tschechien zu finden sind. 

Dabei müssen “Developed Nations” natürlich die meisten Kriterien erfüllen. Insbesondere der bereits angesprochene Schutz von Minderheitsaktionären und die Möglichkeit, Aktien zu shorten sind Punkte, die China aktuell noch nicht erfüllt. Eine Änderung wäre hier Grundvoraussetzung.

msci world china

Eine ganze Liste von Voraussetzungen muss erfüllt sein, um zu den Industrienationen zu zählen

Selbst wenn die Volksrepublik diese Maßnahmen durchführt, würde es noch mindestens zwei Jahre bis zum Erreichen des ersten Ranges dauern. Denn Anpassungen an den Kategorien werden nur einmal pro Jahr vorgenommen. 

Mein Fazit: Wann schafft es China in den MSCI World?

Dass es China in den MSCI World und andere, globale Indices für Industrienationen schaffen wird, ist recht wahrscheinlich – nur der Zeitpunkt bleibt eine offene Frage. Denn nicht der Marktumfang allein entscheidet, wer dazugehört und wer nicht. 

Vom Status als größte Volkswirtschaft der Welt kann man sich diesbezüglich nichts kaufen, wie auch eine Grafik, die wir exklusiv von FTSE erhalten haben, verdeutlicht:

Wann schafft es China in den MSCI World

China (fünfte Spalte von rechts) weist mit Abstand die meisten roten Felder auf und ist damit besonders weit von einer Hochstufung entfernt. 

Eine Vielzahl an roten Feldern zeigen uns hier, dass es in Sachen Rechte und Regulation am chinesischen Markt noch hapert und ein schneller Aufstieg entsprechend nicht zu erwarten ist. 

Es dürfte, meiner Einschätzung nach, also noch mindestens 5 bis 10 Jahre dauern, bis China im MSCI World vertreten ist. Denn der Druck, der von den USA ausgeübt wird, um genau das zu vermeiden, ist groß, erfolgreich, und wird auch in absehbarer Zukunft nicht weniger werden. 

Das China eigene Reformen des Kapitalmarktes nur sehr behutsam anstößt, um eine Kapitalflucht zu vermeiden (aktuell können chinesische Anleger nur im eigenen Land investieren), trägt zur langsamen Entwicklung bei. Anleger können also mit Hoffnung, aber vor allem Geduld, auf die Aufnahme Chinas in den MSCI World warten. 

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Wer sein Geld in ETFs investiert, will früher oder später wissen, wie das persönliche Portfolio abschneidet. Dass ein besonders positives Ergebnis ein breites Grinsen in unser Gesicht zaubert, versteht sich dabei von selbst. Aber, Hand aufs Herz: Wir fragen uns immer auch “Was wäre wenn ich stattdessen…” oder “Hätte ich doch nur…”

Da auch ich davon nicht ausgenommen bin, habe ich mir heute die Performance meiner eigenen ETF Strategie (unterteilt in USA, Europa, China und Deutschland) genauer angesehen und mit dem MSCI World & Emerging Markets verglichen. Aber das mache ich natürlich nicht zum Spaß: Mit dem gleichen Konzept kannst auch du dein Portfolio hinsichtlich Leistung und Komplexität analysieren und vielleicht verbessern!

Die Kontrahenten

Um dir einen einfachen Vergleich zu ermöglichen, kannst du alle hier aufgeführten ETFs unter folgenden ISIN-Nummern aufrufen:

Auf der Seite MSCI World & Emerging Markets habe ich folgende ETFS ausgewählt:

Und “die Herausforderer“, meine persönlichen ETFs, kannst du mit folgenden Informationen finden:

Der Wettkampf

Um bei einem solchen Vergleich alle Seiten fair zu betrachten, braucht es natürlich mehrere Kategorien. Daher werden wir uns heute die Diversifikation, historische Rendite & Produktkosten und Volatilität anschauen sowie zum Ende einen Ausblick wagen.

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1. Diversifikation

Starten wir mit der verhältnismäßig einfachen Kategorie: Wie viele Titel sind im jeweiligen ETF enthalten? Und auch das Ergebnis ist alles andere als kompliziert:

Summe

Neben der reinen Anzahl spielt aber auch die Verteilung eine entscheidende Rolle. Wird ein ETF nämlich von wenigen großen Firmen dominiert, bleibt es egal, ob 500 oder 5000 kleinere Unternehmen mit dabei sind: Sie fallen im Verhältnis kaum ins Gewicht.

Kreisdiagramm

Und meine persönlichen ETFs schneiden folgendermaßen ab:

Werfen wir nun einen Blick auf die Gesamtwertung, erreichen beide Gruppen genau 22 % Verklumpungswert. Also ein Unentschieden.

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2. Historische Rendite und Produktkosten

Um einen fairen Vergleich der Rendite zu ermöglichen und nicht mit unterschiedlichen Altern der ETFs oder anderen zeitlichen Ereignissen durcheinander zu kommen, habe ich für diesen Vergleich das Finanztool der Financial Times genutzt.

Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus:

Bei den MSCI ETFs zeigt sich eine Rendite von 7,51 % (World) und 1,27 % (Emerging Markets), während meine vier ETFs mit 4,15 % (Harvest), 11,75 % (Vanguard), -1,17 % (Small Cap) und -2,74 % (MDAX) abschneiden.

Interessant wird es nun beim Durchschnitt: mit dem MSCI Portfolio würde unsere Rendite 4.39 % und unsere Kosten 0,19 % betragen. Meine ETFs hingegen erwirtschaften nur 3,02 % und kosteten währenddessen 0,40 %.

Meine eigenen ETFs performen aktuell also schlechter als die MSCI Portfolios. In Anbetracht der noch immer andauernden Covid-19-Pandemie verwundert das nicht: Der herbe Verlust des MDAX zieht meine Rendite nach unten und selbst der sehr gut abschneidende – aber auch recht teure – China ETF (Vanguard) kann diesen Verlust nicht völlig kompensieren.

3. Volatilität

Betrachten wir Risiko und Rendite über die letzten 3 Jahre, ist mein China ETF in beiden Kategorien eher schlecht positioniert. Auch der Small Caps weist ein erhöhtes Risiko auf.

Während der MSCI World ETF genau die Mittelposition aus beiden Werten einnimmt, performen der Emerging Markets und Vanguard etwas besser – jedoch ebenfalls mit einem leicht erhöhten Risiko.

In der 3 Jahresansicht ist es hierbei schwierig, ein abschließendes Urteil zu fällen. Was sich jedoch mit Sicherheit sagen lässt: China ETFs schwanken meist überdurchschnittlich.

Auch die Tatsache, dass Small Caps im Schnitt mehr Rendite abwerfen (aber auch anfälliger für Krisen sind), trägt deutlich zur unterschiedlichen Volatilität bei.

4. Ausblick

Hierbei handelt es sich natürlich um einen rein subjektiven Eindruck, aber ich bin von den rosigen Aussichten Chinas fest überzeugt.

Um diese Behauptung zu untermauern, will ich an dieser Stelle einige zentrale Kennzahlen aus der McKinsey Studie “China and the World” von 2019 einbringen:

Gleichzeitig ist aber insbesondere der chinesische Markt wie kein anderer von Wachstum und fortschreitender Globalisierung abhängig.

Fazit

Während meine ETFs aktuell schlechter performen als die beiden MSCI Portfolios, zeigt sich doch vor allem der Xtrackers Harvest CSI300 UCITS ETF1D trotz globaler Krise mit ausgezeichneter Rendite. Ein Investment in einen solchen China-lastigen oder vollständig chinesische ETFs ist jedoch immer eine Frage des Glaubens an eine fortschreitende, globale Wirtschaftsentwicklung.