9 gute Gründe, wieso die Inflation noch weiter steigt

9 gute Gründe, wieso die Inflation noch weiter steigt

Die Inflation in Deutschland beträgt aktuell 5,2 % und ist damit auf dem Höchststand seit 40 Jahren. Doch ein baldiges Ende werden wir vermutlich nicht sehen. Wieso das so ist, das erfährst du in diesem Artikel.

Keypoints:

  • Wer ist alles von der Inflation betroffen?
  • Was sind Argumente, die für eine weiterhin steigende Inflation sprechen?
  • Und welche Argumente sprechen dagegen?

Das Schreckgespenst der Bevölkerung

Vor allem die ärmere Bevölkerung trifft sie hart – die Inflation. Doch auch Investoren bleiben davon nicht verschont. So frisst die Inflation neben Steuern und Abgaben oftmals auch die eigene Rendite und ich bin davon überzeugt, dass das auch längerfristig der Fall sein wird. Warum die Inflation auf dem derzeitigen Niveau von 5,2 % bleiben, wenn nicht sogar weiter ansteigen wird, das sehen wir uns mal etwas genauer an. Gleichzeitig betrachten wir Argumente, die gegen ein Steigen der Inflation sprechen.

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1. Grund: Die Mehrwertsteuersenkung

Beginnen wir mit einem Kontra-Argument zur dauerhaft hohen Inflation, nämlich der Mehrwertsteuersenkung. Letztes Jahr hat der damalige Finanzminister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz die Mehrwertsteuer temporär gesenkt und damit die Preise für Konsumenten ein halbes Jahr lang reduziert. Ob diese Senkung nun viel bewirkt hat oder auch nicht, sie hat die Steuerlast gesenkt und damit Produkte für Konsumenten in erster Linie günstiger gemacht.

Senkung der Mehrwertssteuer

Vielleicht war gerade deshalb Ende 2020 eine leichte Deflation die Folge, was bedeutet, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken sind. Eine Entwicklung, die äußerst selten vorkommt. Und diese niedrigen Preise lassen natürlich auch die Preise heute deutlich höher erscheinen, wodurch wir in diesem Fall sogar einem Sondereffekt gegenüberstehen.

Grafik zur Inflation Feb. 2020 bis Jan 2021

Dennoch spricht eine Entwicklung gegen dieses Argument: denn im restlichen Euroraum, wo es keine Mehrwertsteuersenkung gab, war die Inflation ebenso hoch wie hierzulande. So berichtet die CNBC: „Euro zone inflation rate hits a record 4,9 % for November” Kommen wir damit zum ersten Pro-Argument für eine steigende Inflation.

2. Grund: Der Anstieg der Geldmenge

Durch die Inflation ist die allgemeine Geldmenge deutlich gestiegen. Das wird nochmals durch den wichtigsten Indikator für die EZB, den M3, verdeutlicht. Und dieser ist in den vergangenen Jahren erheblich in die Höhe geschnellt.

Euro Area Money

Der Anstieg der Geldmenge lag im Februar 2021 in der Eurozone bei 12 %. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass 12 % aller Euros letztes Jahr entstanden sind. In den USA ist die Entwicklung sogar noch stärker. Dort ist die gesamte Geldmenge um satte 20 % gestiegen. Demnach ist jeder fünfte Dollar im letzten Jahr entstanden – wenn das mal kein Grund für eine höhere Inflation ist. Weiter geht es mit einem Argument, das gegen ein Steigen der Inflation spricht.

3. Grund: Die Notenbanken im Clinch

Sie sind vermeintlich diejenigen, die sich am besten mit der Inflation auskennen – die Notenbanken. So bestätigte EZB-Chefin Christine Lagarde mehrfach, dass die Inflation nur vorübergehend sei, nächstes Jahr würde sie wieder abflachen und unter den Zielwert von 2 % fallen.

Dieselbe Aussage tätigte auch der Chef der amerikanischen Zentralbank (FED), Jerome Powell. Vor wenigen Tagen kam von ihm jedoch das Gegenargument. Denn Powell hat seine Meinung mittlerweile komplett geändert und rechnet nun selbst damit, dass die Inflation langfristig höher sein wird als der Zielwert von 2 % und somit kein temporäres Ereignis bleibt. Die weltweit größten Notenbanken befinden sich scheinbar im Clinch.

Um diesem historischen Fehler entgegenzuwirken und die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen, sollen nun die geldpolitischen Zügel angezogen werden und die Leitzinsen in den USA nächstes Jahr gleich dreimal steigen. Auch die Anleihekaufprogramme zur Stützung der Wirtschaft sollen deutlich schneller als bisher geplant beendet werden.

Jerome Powell selbst sagt zur falschen Einschätzung der Inflation, dass er nicht mit den großen Problemen der Hersteller weltweit gerechnet hatte, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind. Wenden wir uns zum nächsten Argument für eine höhere Inflation.

4. Grund: Die unterbrochenen Lieferketten 

Wer durch Corona seine Ware nicht rechtzeitig verschiffen konnte, der hat als Hersteller ein sehr großes Problem. Ein Problem, das sich aktuell in den hohen Container-Preisen bemerkbar macht. Während ein Container im Januar 2020 laut dem “Global Container Freight Index” 1461 $ gekostet hat, belaufen sich die Kosten mittlerweile auf das Siebenfache, nämlich auf knapp 10.000 $!

Grafik über die Entwicklung der Frachtpreise während der Pandemie

Waren zu versenden ist momentan eine schwierige und kostspielige Herausforderung, die Unternehmen vermutlich noch länger begleiten wird, so wie es auch Corona tun wird. Und damit wieder zum nächsten Argument gegen eine steigende Inflation.

5. Grund: Die anstehenden Leitzinserhöhungen

Nach dem jüngsten Kurswechsel der FED steht nun eine Erhöhung der Leitzinsen bevor. Doch welche Auswirkungen hat diese Erhöhung? Wenn es ein Mittel gibt, das die Inflation bekämpfen kann, dann ist das ein höherer Leitzins. Dieser soll Konsumenten dazu veranlassen, mehr Geld bei höheren Zinsen zu sparen und weniger davon auszugeben.

Die EZB ist zwar noch nicht an diesem Punkt angekommen, aber auch nicht komplett von der entgegengesetzten Geldpolitik in den USA entkoppelt und wird sich vermutlich bald auf ähnlichen Kurs begeben. Das war es nun mit den Kontra-Argumenten. Weiter geht es mit Argumenten, die eine langfristig höhere Inflation unterstützen, denn davon gibt es meiner Meinung nach weitaus mehr.

6. Grund: Anstieg der Preise im Großhandel

Laut Tagesschau sind die Preise im deutschen Großhandel um 16,6 % zum Vorjahr gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit Aufzeichnungsbeginn. Vor mehr als 59 Jahren lag diese Quote noch bei 13 %. Dementsprechend hat der Preisanstieg gerade in den letzten Monaten noch einmal deutlich zugenommen.

Steigung der Großhandelsverkaufspreise um 16,6 5% als im Vorjahresmonat

Der Grund dafür sind aber nicht nur höhere Container-Preise, sondern auch die gestiegenen Preise für Rohmaterialien, wie Roh- und Schnittholz, mit einem Preisanstieg von 41 %. Erze, Metalle und Vorprodukte aus Metall wurden sogar 60 % teurer. Mineralölerzeugnisse ganze 77 %. Diese Preise werden ohne jeden Zweifel an den Endkonsumenten weitergegeben. Demnach wird jeder Konsument, egal in welcher finanziellen Lage er sich befindet, die Folgen der erhöhten Inflation zu spüren bekommen.

7. Grund: Die Baby-Boomer sagen Adieu

Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, wird die geburtenstarke Generation der Baby-Boomer allmählich in Rente gehen und somit ein großes Loch in den Arbeitsmarkt reißen. Ein Loch, das von der nachfolgenden Generation nicht gefüllt werden kann.

Wenn sich künftig nun mehr Arbeitsplätze als Arbeitskräfte am Markt befinden, müssen tendenziell auch höhere Löhne gezahlt werden. Und da auf Gewinn ausgerichtete Unternehmen ihre eigenen Gewinnmargen nicht auf Kosten höherer Löhne schmälern wollen, werden folglich die Preise für Endkonsumenten steigen.  Höhere Preise führen dann wiederum zu einer höheren Inflation und dieser Effekt wird möglicherweise einer der größten Inflationstreiber in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sein.

Das kann unter Umständen zu einer sogenannten „Lohn-Preis-Spirale“ führen, wobei sich höhere Löhne und sich daraus folgend höhere Preise immer weiter gegenseitig hochschaukeln und die Inflation so weiter anheizen.

8. Grund: Der Anstieg des Mindestlohns

Der anstehende Anstieg des Mindestlohns von 9,60 € auf 12 €, der von der neuen Ampelregierung beschlossen wurde, bildet ein weiteres Argument für eine steigende Inflation. Denn während eine Erhöhung des Mindestlohns von 25 % für zahlreiche Angestellte erst einmal erfreuliche Neuigkeiten sind, muss auch damit gerechnet werden, dass Unternehmen diese Mehrkosten wiederum an den Endverbraucher weitergeben werden. Am Ende des Tages wird die Inflation somit ein weiteres Mal befeuert.

Vereinbarung im Koalitionsvertrag für einen Mindestlohn ab 12 Euro

9. Grund: Abgabe auf CO2-Emissionen

Zu guter Letzt: die Abgabe auf CO2-Emissionen. Die Energiepreise werden durch die stetig wachsenden CO2-Abgaben auch künftig ansteigen. Dabei sind sie bereits jetzt einer der größten Treiber der Inflation.

Kosten pro Tonne für die CO2-Emissionen

Fazit: Mehr Gründe für eine höhere Inflation als umgekehrt

Die Inflation wird steigen. Zumindest gibt es deutlich mehr Argumente an deutlich mehr Bereichen des Lebens, die diese Entwicklung unterstützen. Was können Anleger nun tun, um so gut wie möglich gegen die Inflation zu steuern? Investieren ist hier definitiv ein richtiger Weg, das Geld auf dem Girokonto liegenzulassen, definitiv der falsche.

Über unseren Autor

Aleks Bleck ist das Gesicht von Northern Finance und war schon mit 18 Jahren Aktionär, Kreditgeber und ETF-Investor. Sein Fokus liegt dabei auf P2P-Krediten und passiven ETFs. Aleks hat Northern Finance 2017 während seines BWL-Studiums in Lüneburg gegründet.

Den YouTube-Kanal baute er neben seiner Haupttätigkeit im Investment- und Corporate Banking auf, bevor er sich dann letztendlich Vollzeit auf Northern Finance fokussierte.

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