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So legen andere EU-Länder ihr Geld besser an als Deutsche
Das Klischee vom Deutschen besagt, dass wir pünktlich, strukturiert und fleißig sind. Der Wahrheitsgehalt lässt sich dabei auch im internationalen Vergleich – insbesondere bei einem Blick in die Wirtschaftswelt – nicht abstreiten.
Wenn es allerdings um die privaten Finanzen geht, scheint unsere Tendenz zum planmäßigen Handeln einen mysteriösen blinden Fleck aufzuweisen. Denn unser Erspartes legen wir, statistisch betrachtet, überdurchschnittlich häufig in Omas Sparstrumpf statt in renditestarken Finanztools an.
Wir können daher noch einiges von unseren EU-Nachbarn lernen – was genau haben wir hier für dich zusammengefasst!
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Deutschland in Zahlen
Spätestens im Urlaub kommen wir Deutsche uns als besonders reich vor. Wir erhalten oft eine Sonderbehandlung gegenüber Reisenden anderer Nationen und wundern uns, wie günstig der Souvenir-Einkauf in Türkei und Co. ist. Auch unsere starke Wirtschaft, die den EU-Raum dominiert, verstärkt diesen Eindruck.
So groß, wie viele denken, sind die Unterschiede beim Einkommen aber gar nicht: Während die Deutschen im Jahr 2019 zum Beispiel Jahreseinkünfte von durchschnittlich 35.000 Euro erzielt haben, lag der Mittelwert für ganz Europa bei stolzen 27.950 €. Schauen wir uns nur die Nationen an, die den Euro als Zahlungsmittel verwenden, kommen wir sogar auf 31.200 €.
Als Bevölkerungsreichster Mitgliedstaat macht unsere Wirtschaftsleistung ein Viertel des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union aus. Sogar weltweit erreichen wir den vierten Platz und müssen uns nur den Vereinigten Staaten, China und Japan geschlagen geben.
Wenn es allerdings um die Höhe des privaten Vermögens und insbesondere darum geht, welchen Anteil davon wir am Finanzmarkt anlegen, bekleckern wir uns nicht gerade mit Ruhm. Aber was genau machen unsere EU-Kollegen anders und besser?
Der Vergleich
Schauen wir uns also unsere Nachbarn an, und dabei in erster Linie die Wirtschaftsstärksten Nationen. Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande leisten – nach Deutschland – die größten Beiträge zum europäischen BIP. Polen, Belgien, Schweden und Österreich folgen.
Interessant ist außerdem der Blick auf das Einkommen, dass tatsächlich für Investments oder zum Ausgeben frei zur Verfügung steht. In Deutschland sind das etwa 29.000 € pro Jahr, in
Frankreich, Belgien und die Niederlande hingegen jeweils rund 25.000 Euro. Italien schafft es auf 22.000 und Polen erzielt 16.000 €.
Die Verwendung dieses freien Einkommens fällt aber höchst unterschiedlich aus: Davon gespart wird am wenigsten in Polen – nur 1,5 %. Auch in Spanien wird mit 5,9 % nur ein sehr kleiner Teil nicht direkt wieder ausgegeben. Zwischen 11 und 18 Prozent finden wir die meisten EU-Länder. Deutschland schneidet hier mit 18,5 % sehr gut ab.
Trotzdem haben wir eines der geringsten Vermögen pro Kopf im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen. Wie kann das sein?
Mit 204 % Ersparnissen im Verhältnis zu unseren Einkünften sind wir ungefähr auf dem gleichen Niveau wie Spanien (194 %). Polen ist mit lediglich 106 % weit abgeschlagen, während uns Frankreich (250 %), Italien (276 %) und das vereinigte Königreich (322 %) alt aussehen lassen. Über allen dominieren die Niederlande mit ganzen 409 %. Jeder unserer Nachbarn mit der lustigen Sprache hat also im Durchschnitt doppelt so viel von seinen Jahreseinkünften gespart wie wir!
Geringere Sparquote trotz höherer Wirtschaftskraft – woran liegt das und was machen die führenden Nationen anders?
Ein Blick in die Portfolios
Vorab muss leider gesagt werden, dass es keine umfassenden Daten zur genauen Art und Aufteilung von Investments je Land gibt. Dank einiger relevanter Studien der Deutschen Bundesbank, des Deutschen Aktieninstituts und der Europäischen Zentralbank können wir uns den Ergebnissen aber sehr gut nähern.
Zuerst ist anzumerken, dass die Anzahl der Aktionäre in Deutschland zurückgegangen ist. Lediglich 15,6 % der Bundesbürger halten Aktien, Fonds oder beides. Das entspricht einem Rückgang von einer 500.000 Menschen seit 2001, auf nun lediglich 9,6 Millionen.
Dabei macht es auch kaum einen Unterschied, wo genau investiert wird: Aktien- und Fondsanleger sind gleichermaßen im Rückgang. Die Anzahl an Anlegern, die in beide Varianten investiert, also mit einem breiten Portfolio aufgestellt ist, hat sich sogar halbiert – auf nun 1,6 Millionen Menschen.
Die Gründe hierfür sind sicher zahlreich. Rückschläge, wie das Desaster um die Telekom Aktie oder immer wiederkehrende Finanz- und Immobilienkrisen haben das Vertrauen vieler Anleger zerstört. Die Deutschen scheinen sich aber besonders leicht verscheuchen zu lassen.
Aber die Schuld hierfür ist nicht nur im deutschen Gemüt zu finden. Auch von politischer Seite wird uns das Sparen und die private Altersvorsorge, abgesehen von der Altersvorsorge in Immobilien, nicht gerade attraktiv gemacht: Durch die geplante Finanztransaktionssteuer oder die Anpassung des Sparfreibetrags entsteht eine erheblich höhere Belastung für den Anleger.
Die Steuer macht’s
Es lässt sich ein gewisser Zusammenhang zwischen der Intensität der Besteuerung und der Anzahl an Aktionären sowie der generellen Höhe der Sparbeträge feststellen. Selbst Länder ganz ohne Abgaben auf Kapitalerträge lassen sich in der EU noch finden. Hierdurch wird die Zukunftsplanung in Form von Vermögensaufbau für die Rente oder der Kauf eines Hauses unterstützt.
Diese Nationen sind Belgien, Luxemburg, die Schweiz, Slowenien und die Türkei. Die genauen Regelungen können dabei jedoch unterschiedlich ausfallen. So sind etwa in der Schweiz etwa Einnahmen durch Kursgewinne steuerfrei, auf Zinsen und Dividenden hingegen werden 35 % fällig.
Mit einem Blick in den Norden der Landkarte wandern auch die Steuern nach oben: In den skandinavischen Ländern werden 34 % Abgeltungssteuer plus weitere Abgaben verlangt. Das ist noch deutlich höher als die insgesamt 26 % in Deutschland, aber kein Vergleich zum Rekordwert aus Dänemark: mit 42 % ist das Investieren hier mit Abstand am teuersten.
Sonderprogramme erlauben es in Italien, wo mit 26 % der eigentliche gleiche Steuersatz wie in Deutschland gilt, große Teile der Gebühren zu umgehen. Wenn man etwa 30.000 Euro oder mehr langfristig (> 5 Jahre) anlegt, bleibt dies kostenfrei. Damit unterstützt die Regierung in Rom den Vermögensaufbau für die Rente.
Auch in Norwegen geht es günstiger, als die offiziellen 30 %: Wer nämlich in den Pensionsfonds des Königreichs, der die Rente der Norweger für die Zeit nach dem Ende der Ölförderung sichern soll, investiert, bleibt steuerfrei. Das ist einer der Gründe, weshalb diese Anlagemöglichkeit zum weltweit größten Staatsfonds angewachsen ist. Mehr als 200.000 Euro pro Einwohner wurden hier durch die nachhaltige und von der Politik entkoppelte Anlagestrategie bereits erwirtschaftet.
Mögliche Lösungen für Deutschland
Eine höhere Spar- und Investitionsrate unter den Deutschen würde die generelle Altersvorsorge drastisch verbessern und dadurch unter anderem die Staatskasse entlasten. Auch aus anderen Gründen ist es daher ein lohnendes Ziel, die Bürger zurück an den Finanzmarkt zu locken.
(Finanz-)Steuersenkungen wären sicher das einfachste Mittel, dies zu erreichen – aber es geht auch anders, wie unsere Nachbarn zeigen. Mit Sonderregeln, wie zum Beispiel einer Befreiung von Aktiengewinnen, wenn die Unternehmensanteile für einen gewissen Mindestzeitraum gehalten wurden, ließe sich dies bewerkstelligen. Hierdurch würden schädliche Spekulationen vermieden und gleichzeitig Anreize zum Vermögensaufbau geschaffen.
Auch ein Fonds nach norwegischem Beispiel wäre sehr attraktiv. Mit den ethischen und nachhaltigen Grundsätzen der Investmentstrategie trifft dieser ohnehin einen Nerv im Zeitgeschehen und der Stimmung unserer Gesellschaft. Die Entkoppelung von der Politik und das Handeln nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre jedoch zwingend vom skandinavischen Vorbild zu übernehmen.
Das italienische Modell, Investments, die zur privaten Altersvorsorge dienen, von Gebühren zu befreien liegt ebenfalls nahe. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass ähnliche Konzepte in anderen Nationen, wie etwa den USA, zu finden sind.
Es gäbe also zahlreiche Ansätze, um den schlechten Investitionsraten entgegenzuwirken. Der Blick zu den Nachbarn zeigt dabei, dass der Aktien- und Finanzmarkt generell viel Zustimmung erfährt. Das bestärkt uns in unserer Arbeit und bestätigt anderen Anlegern, auf der richtigen Spur zu sein.
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Aleks Bleck ist das Gesicht von Northern Finance und war schon mit 18 Jahren Aktionär, Kreditgeber und ETF-Investor. Sein Fokus liegt dabei auf P2P-Krediten und passiven ETFs. Aleks hat Northern Finance 2017 während seines BWL-Studiums in Lüneburg gegründet.
Den YouTube-Kanal baute er neben seiner Haupttätigkeit im Investment- und Corporate Banking auf, bevor er sich dann letztendlich Vollzeit auf Northern Finance fokussierte.
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