Wahlprogramm der Grünen: Auswirkungen auf Anleger und Aktionäre

Wahlprogramm der Grünen
Aleks Bleck von Northern Finance
Autor
Aleks Bleck

Die Grünen wollen, laut ihrem Wahlprogramm, in der nächsten Legislaturperiode einiges verändern. Die Chancen, dass die Grünen die kommende Bundestagswahl gewinnen, stehen dabei gar nicht schlecht, wenn man aktuellen Umfragen Glauben schenken mag. Ich zeige dir heute, welche Auswirkungen eine grüne Regierung auf dich hat, wenn du in Aktien, ETFs, P2P-Kredite oder Immobilien investierst. Und ich erkläre Dir, warum das Wahlprogramm, auch für mich als im Ausland lebender und arbeitender Deutscher wirklich krasse Auswirkungen haben kann!

Warum Kleinanleger nicht entlastet werden

Die wichtigsten Standpunkte der Grünen für Anleger und Investoren findest du ab Seite 47 im Wahlprogramm. Dort steht auch einer der wichtigsten Sätze. So fordern die Grünen:

“Die Abgeltungssteuer für Kapitalerträge schaffen wir ab und besteuern diese Einkommen wieder progressiv. Damit zahlen diejenigen mit hohen Zinseinkommen und Spekulationsgewinnen höhere Steuern, Aktienkleinanleger*innen werden entlastet”

Grenzsteuersatz

Das heißt: Fast alle Kleinanleger, außer vielleicht Studenten und Azubis, sollen sogar mehr Steuern zahlen, wenn es nach den Vorstellungen der Grünen geht! 

Vermögenssteuer – ein sinnvoller Vorschlag?

Die Grünen fordern eine Vermögenssteuer

Ich finde: Erwirtschaftetes Vermögen wird durch Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und so weiter, bereits genug besteuert. Außerdem muss ich auf die Dividenden, die mein angelegtes Vermögen erwirtschaftet, auch noch Kapitalertragssteuer von 25% zahlen. Jetzt noch pro Jahr 1% zusätzlich abzugeben, halte ich für zu viel des Guten.

Außerdem ist die Grenze von 2 Millionen Euro relativ gering – wer zum Beispiel als Arzt gut verdient, hat diese Grenze schnell erreicht. Außerdem kann es dir, in einem ungünstigen Fall, passieren, dass das dein Vermögen, welches in Aktien oder ETFs gebunden ist, zum Berechnungszeitpunkt über 2 Millionen beträgt, dann wenn die Steuer fällig wird, aber aufgrund einer Rezession darunter liegt.

Statt zu diesem Zeitpunkt dann neue Aktien kaufen zu können, musst du deine Aktien zu einem schlechten Kurs verkaufen. Die Aktienkultur, die in Deutschland sowieso recht schwach ausgeprägt ist, wird so nur noch weiter gebremst als gefördert!

Die Ausnahmen, die die Grünen hier für Betriebsvermögen vorsehen, sind wichtig. Denn eine Besteuerung von Betriebsvermögen, sehe ich als sehr gefährlich und belastend für den Mittelstand an.

Steuerpflicht nach Nationalität – geht’s noch?

Steuerpflicht nach Nationalität

Deutsche Staatsbürger sollen, wenn es nach den Vorstellungen der Grünen geht, künftig, auch wenn sie auswandern, weiter Steuern in Deutschland zahlen! Die Grünen fordern:

“Zusätzlich zur bestehenden Steuerpflicht nach Wohnsitz wird auch eine Steuerpflicht nach Nationalität eingeführt, um rein steuerlich motivierte Wohnsitzwechsel zu verhindern.”

So etwas gab es in Deutschland noch nie! Die Grünen fordern es allerdings schon länger. Bereits 2013 gab es dazu einen Antrag im Deutschen Bundestag. So eine Regelung würde in meinem Fall eventuell dazu führen, dass ich hier an meinem Wohnsitz in Zypern und in Deutschland zahlen müsste, wenn die Behörden finden, dass ich bisher zu wenig Steuern bezahle.

Anstatt ein wettbewerbsfähiges Steuerrecht zu schaffen, wird hier also versucht Deutsche am Auswandern zu hindern. Das ist ein brandgefährlicher Vorschlag! Es bleibt allerdings abzuwarten, ob er überhaupt EU-Recht entspricht und umsetzbar wäre.

Was planen die Grünen bei Immobilien?

Die Grünen wollen sogenannte Share-Deals bei Immobilien verbieten. Share-Deals sind Geschäfte, bei denen ein Haus an eine GmbH verkauft wird. An dieser GmbH hält der Investor maximal 94,9% der Anteile. Die restlichen 5,1% gehören jemand anderen, beispielsweise einem Familienmitglied.

Dadurch, dass der Investor nicht der alleinige Eigentümer der GmbH und damit der Immobilie ist, kann der Kauf abgewickelt werden, ohne dass die Grunderwerbsteuer zu zahlen ist. Dass die Grünen solche Steuerschlupflöcher schließen wollen, finde ich sehr gut!

Was planen die Grünen bei Immobilien

Der Hammer: Die Grünen wollen eine europäische Finanztransaktionssteuer!

Die Grünen wollen, nach ihren Vorstellungen, “Spekulation und Kurzfristorientierung” mit einer europäischen Finanztransaktionssteuer unattraktiv machen. Zu langfristigen Investments steht hier zwar nichts, vieles ist aber allerdings auch noch im Unklaren beziehungsweise wird vage gehalten. Unklar ist auch, ob die Finanztransaktionssteuer auch P2P-Kredite betrifft.

Ich vermute, dass sie das tut. Wenn also bei jeder Transaktion beispielsweise 0,1% an Steuern fällig werden, kann dies bei P2P-Krediten, wo durch die kurzen Laufzeiten viele Transaktionen stattfinden, richtig wehtun. Eine Finanztransaktionssteuer könnte damit eine ganze Anlageklasse unattraktiv machen und angreifen!

Europäische Finanztransaktionssteuer

Fazit: Harte Zeiten für Anleger!

Vieles am Wahlprogramm der Grünen ist, was Aktien und Investitionen betrifft, noch unklar. Klar ist allerdings: Grundsätzlich würden mit einem Wahlsieg der Grünen eher harte Zeiten für Aktionäre und Anleger anbrechen. Von den angesprochenen Erleichterungen für Kleinanleger, bleibt meiner Meinung nach kaum was übrig.

Eher werden Kleinanleger sogar mehr belastet. Das soll aber nicht heißen, dass ich das Wahlprogramm der Grünen komplett schlecht finde. Es gibt auch viele gute Ansätze: So fordern die Grünen mehr Bürokratieabbau und ein schnelleres Internet! 

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